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Samstag, 27. März 2010

Was passiert bei einem Klodinner?

Zunächst ist ein ganz einfaches Unterfangen... Eine Person sitzt auf der Toilette und nimmt das liebevoll zubereitete Mahl zu sich. Nun gibt es hiervon aber auch die Steigerungsform! Was passiert, wenn plötzlich fünf gute Freunde zu Besuch erscheinen? Schwierige Situation könnte man annehmen. Sofern man mobil ist, aber auch noch kein Problem: Man fährt zur nächsten Raststätte, begibt sich auf ein öffentliches Sanifair, Vögelzwitschern im Hintergrund, wohlriechende Düfte kurzum... die Party ist arrangiert. Jetzt kommen wir aber zu dem Problemfall, dass von den fünf eingeladenen, ach quatsch, sie sind ja einfach so vorbeigekommen, nun gut die Gäste ihrerseits wiederum noch fünf weiter Gäste mitbringen, wovon auch wiederum fünf Gäste miringen usw. und so fort... Mathematisch ausgedrückt könnte man bei einer Potenz gelangen (die auf einer einsamen Toilette auch nicht unbedingt hilfreich wäre ;) die ein Dinner möglicherweise misslingen lassen könnte. Somit nähern wir uns nun dem eigentlichen Ursprungsgedanken: Was verbirgt sich nun hinter dem Synonym "klODINner"???

Das hat mit Gott zu tun. Hier müssen nun für einen Augenblick Anhänger evangelikalen Christentums eine kleine Enttäuschung verwinden: Es ist nicht ihr Gott, um den es geht. Nee, wir reden hier von Wotan aka Odin, großgermanischer Chef-Gott. Hm, ich fürchte, das führt gerade in eine falsche Richtung.

Also von vorn: "klODINner" - das sind neun Buchstaben, und eigentlich gehört da noch ein zehnter dazu (von ganz hinten aus dem Alphabeth: "w"). Der Terminus verweist auf ein Künstlerensemble, das sich dem Verfertigen von Szenen unter Stegreifbedingungen verschrieben hat. Laien reden von Improtheater. Die Großbuchstaben "ODIN" stehen nun, ergänzt um das "w", das als Punkt über dem "I" gedacht werden möge, für die Feststellung: Ohne Dich improvisieren wir nicht.

Somit gelangen wir un in das eigentliche Terrain: Improvisation. Hiermit ist gemeint, dass etwas auf der Bühne (das könnte möglicherweise auch eine Toilette oder ein Besenschrank oder eine Straßenbahn oder, oder, oder) entsteht, das so noch nie auf der Erde existiert hat. Man nimmt dies in der Regel so an, da nach humanistischen Gesichtspunkten jeder Mensch sein eigener Schöpfer seiner Gedanken ist oder um es mit Revolutionspossen auszudrücken: Die Gedanken sind frei!. Also, das was beim Improvisieren entsteht ist einerseits eine Premiere und Dernière zugleich. Innerhalb kürzester Zeit entsteht so etwas dem eigenen Gedankengut, das immer schon einmal nach außen getragen werden wollte! Gleichwohl dem Verdauungsprozess...

Und was hat das Ganze nun mit einem Dinner zu tun? Sicherlich: Mit vollem Magen lässt sich eine künstlerische Darstellung sicherlich besser verfolgen! Aber wird hier nicht in gewisserweise ein Kreislauf verfolgt? Auch - in dem hier gemeinten Sinne lässt sich aber feststellen, dass eine alleinige Sitzung mancherorts als wohltuend umschrieben werden kann - dies jedoch keinesfalls auf das klODINner übertragen werden kann.

"Wir sitzen alle in einem Klo!", sang schon Heinz Erhardt oder einer seiner Kollegen (so genau ist das nicht dokumentiert). Will heißen: Nur zusammen leidet sich's gescheit. Mit Blick auf das Improvisationstheater kommt dem kollaborativem Arbeiten indes neben dem Quälen des Einzelnen noch eine entscheidende weitere Funktion zu: Der einzelne Akteur soll nicht dazu verführt werden das immer Gleiche, das er eh schon vom Tagträumen aus seinem Kopf kennt, auf der Bühne herauszulassen. Nee, er ist gezwungen, und das tut er/sie gerne, sich auf das einzulassen, was die anderen produzieren. Narzißmus gildet da nicht, eher Zugeneigtheit zum nächsten. Der Kollege auf der Bühne (oder auf dem Klo) wird zur Inspiration, die den Theaterspieler zur äußersten Bestleistung anrührt. Das geht ans Herz.

Somit: Zunächst erstmal 5-4-3-2-1-L-O-S! Viel Erfolg!